3. Über die Perspektive

28.061

ClipStudioOfficial

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[1] Allgemeines zum perspektivischen Konzept

Bevor wir mit dem Entwurf fortfahren, werde ich zunächst ganz allgemein erklären, was für Perspektiven es gibt und was Sie beim perspektivischen Zeichnen beachten müssen.

 

Es gibt Perspektiven mit einem, zwei oder drei Fluchtpunkten.

Ich werde hier nicht auf die Grundlagen der einzelnen Perspektiven eingehen, sondern nur einen kurzen Überblick geben.

Im Übrigen kann man sich meiner Meinung nach die Perspektive besser vorstellen, wenn man die Fluchtpunkte nicht sehen kann. Deshalb habe ich sie bei den folgenden Bildern außerhalb der Leinwand platziert.

 

■ Zentralperspektive: Diese sieht man in letzter Zeit immer seltener.

 

■ Zweifluchtpunktperspektive: Die Zweifluchtpunktperspektive wird für Illustrationen verwendet, bei denen der Horizont bzw. die Augenhöhe relativ mittig liegt, oder um schnell Landschaften zu zeichnen, die sich in die Ferne hin nicht ausweiten.

 

■ Dreifluchtpunktperspektive: Diese nimmt im Vergleich zur Zweifluchtpunktperspektive etwa die 6-fache Zeit in Anspruch und erfordert außerdem gute zeichnerische Fähigkeiten.

Durch die Dreifluchtpunktperspektive kann der Eindruck vermittelt werden, dass der Betrachter nach oben oder unten blickt, und es können viel weitere Flächen als mit der Zweifluchtpunktperspektive dargestellt werden.

Man unterscheidet zudem auch zwischen der sogenannten Frosch- und der Vogelperspektive.

 

Die oberen Abbildungen sind stark vereinfacht, um die einzelnen perspektivischen Darstellungen leichter verständlich zu machen. Durch diese Perspektiven wird der Raum so ähnlich dargestellt, wie er vom menschlichen Auge wahrgenommen wird; so ganz natürlich sieht es allerdings nicht aus.

 

Für ein natürlicheres Erscheinungsbild ist die Fischaugenperspektive besser geeignet.

 

Hinweis:

Im folgenden Artikel lernen Sie die Grundlagen des perspektivischen Zeichnens und wie Sie das [Perspektivlineal] aus CLIP STUDIO PAINT verwenden.

 

[2] Über die Fischaugenperspektive

Grundsätzlich handelt es sich bei der Fischaugenperspektive um eine hemisphärische Ansicht mit einem Blickwinkel von 180 Grad. Diesmal verwende ich zum Zeichnen aber eine Perspektive mit einem etwas eingeschränkterem Blickwinkel, die ich im Folgenden erklären werde.

 

Die Abbildung unten zeigt eine solche leichte Fischaugenperspektive mit Weitwinkel.

 

Mit dieser Perspektive, die irgendwo zwischen dem Sichtfeld eines Menschen und dem eines Fisches liegt, können Sie ein noch realistischeres Aussehen erschaffen.

Je nach dem verwendeten Blickwinkel kann sich eine Komposition sehr verändern, trotzdem halte ich mich hier nicht an eine bestimmte Vorgabe, wie ich die Linien ziehen soll.

 

Da diese Linien nicht mit dem [Gerade Linie] Tool gezeichnet werden können, sehen sie hier etwas wacklig aus.

Bei der Fischaugenperspektive ist der Horizont ein Kreis, der auf der Leinwand aber nur zum Teil abgebildet ist. Der Fluchtpunkt liegt in der Mitte dieses Kreises.

 

[3] Über den Blickwinkel

Mit dem Begriff „Blickwinkel“ war zwar ursprünglich der Blickwinkel einer Kamera gemeint, aber wenn man es auf das menschliche Sichtfeld überträgt, kann man sagen, dass der Mensch einen Blickwinkel von etwa 45 Grad hat.

Je geringer der Abstand zum betrachteten Objekt und je größer das Objekt selbst, desto weniger passt das Objekt in das menschliche Sichtfeld, d.h. wir können dann nur noch einen Teil von ihm sehen.

 

In der Abbildung unten ist dies grafisch dargestellt.

 

Wenn Sie ein Objekt mit einem weiteren Blickwinkel als dem des menschlichen Auges zeichnen, können Sie diesen größer oder weitflächiger wirken lassen, auch wenn seine tatsächliche Größe eigentlich unverändert ist.

In der Abbildung oben ist dies zwar nur grob dargestellt, aber weil ein Blickwinkel von 110 Grad nicht vom Menschen erfasst werden kann, können Sie in Ihren Bildern durch einen solchen Blickwinkel eine größere Fläche darstellen, was eine weitflächigere Wirkung erzeugt. Im Gegensatz dazu kreieren Sie mit einem Blickwinkel unter 45 Grad eine engere Wirkung. Dadurch können Sie das gezeichnete Objekt hervorheben.

Wenn Sie das alles verstanden haben, brauchen Sie vor Perspektiven keine Angst mehr zu haben!

 

[4] Was beim perspektivischen Zeichnen zu beachten ist

Wenn Sie die Fluchtpunkte zu offensichtlich in Ihrem Bild positionieren, wird es so aussehen, als ob es von einem Anfänger erstellt wurde, der gerade erst das perspektivische Zeichnen gelernt hat.

 

Falls Ihnen das nicht so wichtig ist, können Sie das natürlich machen. Aber wenn Sie gerne Hintergründe zeichnen und ihn noch besser darstellen möchten, sollte Ihnen bei jeder Perspektive bewusst sein, dass nicht alle Gebäude einer bestimmten Perspektive entlang gebaut werden und jedes einzelne in einem etwas anderen Winkel steht.

(Bei der Abbildung oben handelt es sich um die Linienzeichnung der Stadt, die ich später aus dem Entwurf vom letzten Mal erstellen werde.)

 

Ich habe bei dieser Stadt die Gebäude sehr unterschiedlich und in verschiedenen Winkeln gezeichnet.

Allerdings habe ich nicht jedes Gebäude in einem völlig anderen Winkel gezeichnet, sondern ich habe darauf geachtet, dass sie halbwegs zueinander passen, da es sonst zu chaotisch aussehen würde.

 

Wenn Sie für jedes einzelne Gebäude andere perspektivische Linien zeichnen würden, wäre die Leinwand völlig schwarz. Das wäre also übertrieben, aber Sie sollten trotzdem unbedingt die jeweiligen Perspektiven der Gebäude im Hinterkopf behalten, damit es kein amateurhaftes Bild wird, bei dem alle Gebäude einfach nur auf dieselben drei Fluchtpunkte zulaufen.

 

Statt dies alles in der Theorie zu lernen, geht es schneller, wenn Sie es sich durch Üben aneignen. Ich habe allerdings noch nie jemanden gesehen, der das in 1 bis 2 Tagen gelernt hat.

Wie aber die „Regel der 10.000 Stunden“ besagt, ist es möglich, sich fast alle Dinge anzueignen, wenn man dafür etwa 10.000 Stunden aufwendet. Auch die professionellen Künstler, die Sie so gerne mögen, haben solange gebraucht. Üben Sie also immer weiter, und Sie werden garantiert nicht einmal 10 Jahre brauchen, um Ihr Ziel zu erreichen!

Diejenigen, die behaupten, dass sie etwas versucht, aber nicht hinbekommen haben, sollten also einmal berechnen, wie viel Zeit sie bisher dafür verwendet haben, um herauszufinden, wie lange es noch dauern wird bis sie Erfolg haben.

 

Am Anfang können Sie sich vielleicht nur 3 Fluchtpunkte vorstellen, aber indem Sie sie nach und nach auf 5, 7, ... oder 43 erhöhen, werden Sie bald in ein und dasselbe Bild Gebäude in jeder beliebigen Richtung zeichnen können, egal wie ungeordnet die Strukturen auch sind.

 

Natürlich fängt alles mit dem Kopf an.

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