Wie ich Hände zeichnen gelernt habe

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MegumiM

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Hi, ich bin Megumi, und in diesem Tutorial geht es ums Hände zeichnen. Hände sind ja für viele Künstler ein rotes Tuch. Ich erinnere mich selbst daran, dass meine Figuren sie hinter dem Rücken oder in den Taschen hatten, aber tatsächlich sind Hände ein sehr wichtiger Teil des Ausdrucks! Deshalb lohnt es sich absolut, sich der Herausforderung zu stellen und das Hände zeichnen zu üben. Jawoll, üben - das ist das Stichwort hier. Leider ist das keine Anleitung, wie du quick 'n dirty zum Meister wirst, sondern ich erzähle ein bisschen über meinen eigenen Weg, wie ich Hände zeichnen gelernt habe.

Anatomie

Die Hand besteht erstmal aus der Handfläche, Fingern und Daumen. Den Daumen zähle ich dabei extra, weil er sozusagen der „Gegenspieler“ der Finger ist. Das ist übrigens etwas, was die menschliche Hand auszeichnet, die Beweglichkeit des Daumens macht viele feinmotorische Aktionen erst möglich!

Ich zeichne die Handfläche gerne wie einen trapezförmigen Schwamm vor. Die Finger, wenn sie aneinanderliegen, bilden ganz grob dessen Spiegelbild. Das obere Ende wird grob in 4 Teile aufgeteilt, da kommen die Finger dran. Der Mittelfinger ist in etwa so lang wie die Handfläche. Wenn du von Oben auf die Hand schaust siehst du, dass das Mittelfinger-Grundgelenk nicht da sitzt, wo die Finger optisch anfangen, sondern ein Stück weiter im Handrücken. Auf der Mitte zwischen Mittelfinger-Grundgelenk und Fingerspitze liegt das erste Fingergelenk, den Rest teilen sich die zwei anderen Fingergelenke. Die Hälfte vom obersten Fingerglied ist wiederum das Nagelbett, und wenn man den Nagel ein bisschen über die Fingerspitze hinausragen lässt, sieht es noch etwas eleganter aus. Ring- und Zeigefinger daneben reichen dem Mittelfinger etwa bis zur Hälfte des obersten Fingerglieds. Der kleine Finger ist schmaler als die anderen und endet etwa auf Höhe des zweiten Fingergliedes des Ringfingers.

Der Daumen sitzt, anders als der Rest, am unteren Ende der Handfläche. Schaut mal wo das feste Gelenk sitzt – der gesamte Daumenballen ist weit beweglich, und die Knautschzone tut nachher viel in der Natürlichkeit der Handbewegung.

Etwas, was mir erst viel später klar wurde, war, dass die Handfläche aber gar nicht so fest ist, wie es den Anschein hat. Dadurch, dass das obere Drittel aus den Fingergrundgelenken besteht, und die Mittelhandknochen flexibel mit einander verbunden sind, biegt sich die Handfläche bei Bewegung immer ein wenig mit. Diese feine Bewegung gut einzusetzen macht es auch aus, wenn man ein bisschen mehr Dynamik in die Gestik bringen möchte.

Können wir jetzt Hände zeichnen?

Was ich hier erzählt habe ist alles andere als neu – die meisten Zeichen-Tutorials über Hände erklären dir die Anatomie genau so oder besser. Aber egal wie häufig du dir das durchliest: Zeichnen lernt man durchs Zeichnen! Also Stift in die Hand und üben, üben, üben. Auch wenn es anfangs aussieht wie Kraut und Rüben, mit der Zeit werdet ihr euren ganz eigenen Weg finden, mit der Materie umzugehen.

Schritt 1 – Referenzen!

Wenn du denkst, du weißt wie Hände aussehen, weißt du es wahrscheinlich trotzdem nicht wirklich. Wie vieles! Mehr zu dem Thema findest du auf unserem Blog unter Zeichnen lernen mit Megu – was ich damit gerade sagen will ist: Sucht euch Referenzen! Jeder der sagt, dass man keine braucht, hat keine Ahnung! Alle Profis arbeiten mit Vorlagen, sogar vielen Vorlagen zur Zeit, fotografieren ihre eigenen Hände für schwierige Posen etc. etc. Hier habe ich ein paar Hand-Referenzen auf Pinterest gesammelt, wo ihr euch zum Üben etwas heraussuchen könnt. (https://www.pinterest.de/megusagi_art/hands/) Referenzen lassen sich übrigens wunderbar ins Subview-Fenster legen, dann bleiben sie auch im Blick. Subview findest du unter Fenster > Subview. Ich lege mir das gerne rechts oben in die Ecke, da stört es nicht und ich kann immer mal wieder ein Auge draufwerfen.

 

Hier im Tutorial habe ich aus Copyright-Gründen die Foto-Referenz, die ich benutzt habe, durch ein selbst gemaltes Bild ersetzt. Bitte lasst euch davon nicht irritieren und nutzt Fotoreferenzen!

3D-Modelle oder Zeichnungen als Referenz

Wenn man schon ein bisschen Erfahrungen gesammelt hat mit dem Händezeichnen, und vor allem wenn es für Comicszenen u.ä. schneller gehen soll, sind die bei CSP vorhandenen 3D-Modelle gut geeignet, um auch Handposen nachzustellen und sie zu tracen. Dazu möchte ich allerdings gesagt haben, dass es a) schwierig ist, ohne Erfahrungen dynamische Handposen zu erstellen, und b) sind die Fingergelenke zwar gut, aber die Handfläche ziemlich steif. Mit ein bisschen Erfahrung lässt sich dieses Manko einfach ausgleichen, aber zum Lernen empfehle ich ganz dringend, sich an Fotoreferenzen zu halten.

Zeichnungen als Referenzen zu benutzen finde ich auch kritisch – wenn man nämlich die Erfahrung nicht mitbringt zu beurteilen, ob die Handbewegung natürlich ist oder nicht, übernimmt man die Fehler, die der Originalzeichner macht.

Schritt 1 - Skizze

Ich arbeite häufig mit mehreren Skizzenebenen von grob bis feiner, die ich Farblich über Ebeneneigenschaften > Ebenenfarbe farblich voneinander trenne. Zum skizzieren benutze ich gern den Standardpinsel „Light Pencil“, weil der Strich schön weich und schnell ist. Ich gehe meistens so vor, dass mir als erstes die Handfläche und ungefähre Form umreiße. Wenn eine Pose sehr kompliziert ist, zeichne ich mir auch gern mal Hilfslinien auf die Vorlage, denn es ist viel einfacher eine einfache Form nachzuvollziehen, als sie on the fly „dazuzudenken“ und aufzuzeichnen. Außerdem hilft es dabei, von den oberflächlichen Infos wegzukommen - wie überall im figürlichen Zeichnen ist es wichtig im Kopf zu behalten, was man nicht sieht!

Schritt 3 A - Ink

Wenn ich aus der Skizze eine Zeichnung mit Outlines machen möchte, versuche ich die Geste ein bisschen zu übertreiben, und auch die Features etwas zu übertreiben. Etwas längere Finger sehen eleganter aus, ich setze die geraden Fingerglieder von den Knöcheln ab, indem ich die Fingergliedstrecken ein bisschen kurvig mache, und ich achte darauf, dass ich die überlappenden Bereiche möglichst genau mache. Beim reinen schwarz-weiß-zeichnen versuche ich mit den Outlines nicht nur als Silhouette zu denken, sondern als die Stellen mit den tiefsten Schatten. Dadurch erschließt sich mir einfacher, an welchen Stellen ich die Lines dicker und an welchen Stellen dünner mache, um ohne Schattierung trotzdem Tiefe zu erzeugen.

Schritt 3 B - Monochrom schattiert

Als mir das reine Outlining ein bisschen zu langweilig wurde, habe ich angefangen die Hände durchzuschattieren. Dafür habe ich den Hintergrund in einem hellen Grau bzw Beige eingefärbt und habe einen texturierten Bleistift gewählt; der Standard Rough Pencil eignet sich dafür gut. Ich bleibe mit dem Stift im selben Farbbereich wie das Papier, wähle aber für die Outlines einen dunkleren, für Highlights einen helleren Ton. Durch das Ausschraffieren der Tiefen und das Herausarbeiten der Höhen werden die Hände nicht nur plastischer – es geht mir auch einfach besser in den Kopf, welche Form und welche Ebene sich in welche Richtung bewegt. In diesem Stil weiterzuüben hat es mir unheimlich viel gebracht für die simpler wirkenden Ink-Zeichnungen.

Schritt 3 C - In Farbe!

Anfangs habe ich die farbigen Versionen einfach auf dem grauen Papier gemacht, und so ganz falsch ist das wohl auch nicht. Allerdings habe ich bald festgestellt, dass die Umgebungsfarbe viel wichtiger ist als gedacht! Wenn du also neben dem Hände üben auch ein bisschen was fürs Farbgefühl mitnehmen möchtest, empfehle ich dir Folgendes:

Lege unter dem Skizzenlayer zwei neue Layer an – die eine füllst du mit dem Füllen-Tool mit einem Mittelwert der Hintergrundfarbe des Originals. Wenn du möchtest, kannst du auch grobe Farbverläufe oder Ähnliches machen.

Auf der Ebene darüber malst du mit einem Pinsel deiner Wahl – ich nehme dafür einen Wasserfarbenpinsel – die Outlines mit einem Mittelwert der Hautfarbe aus. Ab hier kannst du unterschiedlich vorgehen. Du kannst entweder die Farbe aus der Vorlage herauspicken, um damit z.B. die Schattenareale auszuarbeiten. Dabei zu beobachten, in welchem Spektrum im Farbrad man sich bewegt, ist ziemlich interessant, denn wo es auf dem Bild aussieht wie „bläulich“ ist es häufig nur weniger gesättigt, geht in Richtung Gelb oder Magenta. Farben wirken immer sehr unterschiedliche, je nach dem, welche Farben sie umgeben, und beeinflussen einander stark. Deshalb auch zuerst die Hintergrundfarbe: Die Hautfarbe sieht auf weißem Hintergrund viel dunkler und matschiger aus als auf dunklem! Wenn du also nur die Hautfarbe vom Original abgenommen hättest, hättest du dich bald gewundert, warum deine Zeichnung so anders aussieht als die Vorlage.

Beobachte genau, was die Farben auf der Haut machen – das alles kommuniziert genauso viel wie die Bewegung, in der sie sich befindet. Sind die Fingerspitzen sehr viel roter und der Rest der Hand blass, wirkt es zum Beispiel nach kalten Händen. Wenn Licht zwischen den Fingern hindurchfällt, ist im Randbereich der Highlights oft viel Rot zu sehen, was daran liegt, dass das Licht durch die lichtdurchlässige Haut auf die feinen Blutgefäße fällt, ehe es zu den Augen reflektiert wird. Zu beobachten und zu versuchen zu verstehen, warum Dinge sich so verhalten, ist meiner Meinung nach der Weg, um Zeichnen wirklich zu lernen.

100 Hands-Challenge

Die Challenge war Anfang 2020 etwas, was ich für mich gemacht habe, um meine Probleme mit dem Händezeichnen zu eliminieren. Ich wollte unbedingt schöne, ausdrucksvolle Hände zeichnen können – was sich daraus entwickelt hat war aber noch viel mehr. Ich habe angefangen ein besseres Gefühl für Farben und auch für räumliches Denken. Es hat ein bisschen Ausdauer gebraucht und ich gestehe auf die letzten 5 Handpaare ging mir auch fast die Puste aus. Sehr darüber hinweggeholfen hat mir meine Community, die sich an der Aktion ebenfalls beteiligt hat, so dass wir uns gegenseitig motiviert haben, wenn es schwierig wurde. Rückblickend bin ich aber sehr stolz darauf, es durchgezogen zu haben und kann jedem, der sich mit figürlichem Zeichnen beschäftigt, nur empfehlen, sich hin und wieder einer Herausforderung wie dieser zu stellen! In dem Sinne vielen Dank für die Aufmerksamkeit <3 Megumi

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