Character Concept Animation

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EvieXM

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Ich zeige euch hier, wie ihr eine Kamerafahrt um einen Charakter herum als Animation erstellen könnt. Ein Konzept, das einen Charakter von allen Seiten zeigt, macht ihn lebendiger und liefert uns außerdem extra Informationen z.B. über Profilansichten und Rückseite der Kleidung.

Clip Studio Paint bietet dafür praktische Möglichkeiten.

 

Dieses Tutorial ist recht komplex, eignet sich aber auch für Anfänger. Mit den grundlegenden Funktionen des Programms solltest du aber vertraut sein.

Alle Materialien in diesem Tutorial sind entweder standardmäßig Teil von Clip Studio Paint oder kostenlos bei Clip Studio Assets erhältlich.

 

Viel Spaß beim Bewegen!

 

Planung

Es lohnt sich, vorher schon einen ungefähren Plan zu haben, wie die Animation aussehen soll. Wir brauchen

 

Referenzmaterial: Skizzen, Foto für Posen, ungefähre Farbpalette

Für die Kamerafahrt: 8 Ansichten in 45° Abständen

 

Ausgabeformat soll GIF werden.

 

Illustration mit Bewegung erstellen

Wähle Datei > Neu > Illustration mit Bewegung, 8 Bilder, 6 fps

Ich lege die Datei im 16:9 Format an, falls ich die Animation später als Video z.B. bei Youtube hochladen will. Ein Standard ist 1280 x 720 Pixel.

 

Die Figur soll aus 8 verschiedenen Winkeln zu sehen sein, also brauchen wir 8 Bilder.

Geschwindigkeit: Da wir nur 8 Bilder malen werden, wähle den kleinesten Wert 6 Bilder pro Sekunde, damit sich die Animation nicht zu hektisch bewegt.

 

ClipStudio Paint erstellt automatisch ein Dokument mit einem Animationsordner, in dem 8 leere Animationscels enthalten sind. (Diesen Ordner beachten wir vorerst nicht.)

 

Tipp für Anfänger

Wenn du noch nie mit den 3D-Figuren gearbeitet hast, solltest du dich zuerst mit ihrer Handhabung vertraut machen. Probiere aus, wie man sie drehen, skalieren und positionieren kann.

Dieses Werkzeug brauchst du, wenn du mit den 3D-Figuren arbeitest:

Objektauswahl, um die 3D-Figur zu aktivieren.

3D-Zeichenfigur anpassen

Wähle eine Standard 3D-Zeichenfigur in dein Dokument und positioniere sie in der Mitte der Leinwand.

Aktiviere die Figur und klicke unten rechts auf die Palette. Das öffnet „Sub-Tool Details“. Hier kannst du die Figur im Ganzen und auch im Detail ändern. der jeweils aktive Modus wird blau angezeigt.

Meine Figur ist etwas rundlich und hat Comicproportionen, also einen etwas größeren Kopf. Ich passe die Körperform an, bis sie stimmig für mich ist.

 

Tipp: Körperform speichern

Wenn du diese Körperform noch öfter benutzen willst, speichere sie als Material. Klicke hier

Ein Dialogfeld öffnet sich. Gib einen Namen ein und speichere die Körperform im zugehörigen Ordner. Du kannst auch ein passendes Bild auswählen, wenn du auf das Ordnersymbol neben „Bildmaterial" klickst.

 

Pose und Position bestimmen

Mal sehen, ob es geht, die Referenzpose zu scannen ...

Wähle dein Referenzbild aus

Das Ergebnis … nicht ganz perfekt, also muss etwas nachgebessert werden.

 

Optimiere die Pose vorsichtig. Wähle die einzelnen Körperteile aus und positioniere sie mit den 3D-Anfassern (die bunten Ellipsen), nicht indem du die Glieder an sich bewegst. So hast du mehr Kontrolle.

 

So sieht das schon mal gut aus

Jetzt wähle den Kamerawinkel mit der kompletten Frontalansicht aus den Vorgaben und rotiere die Figur so, dass das Gesicht komplett zu sehen ist. (Achte hier darauf, dass du tatsächlich die Figur rotierst und nicht die Kamera bewegst.)

Licht anpassen

Um später bei der Illustration klar definierte Schatten zu haben, gehe in die Renderoptionen in der Subtoolpalette>Zuordnen und stelle „Methode“ auf „Toon“

 

Die verschiedenen Lichtquellen musst du ggf. etwas austarieren, damit die Figur und Körperform aus jedem Winkel gut zu erkennen ist und die Schatten interessant aussehen.

Es gibt 3 Lichtquellen, die du separat bearbeiten kannst: Umgebungslicht, Parallellicht 1 und 2. Beim Umgebungslicht kannst du nur die Intensität und Lichtfarbe verändern. Bei den Parallellichtern auch die Lichtposition. Lichtfarbe kannst du überall weiß lassen.

Hier siehst du meine Einstellungen. Ich habe die Parallellichter auf verschiedenen Seiten der Figur angeordnet, damit auch die Rückseite nicht komplett im Schatten liegt.

 

Ein Bild pro Position

Wir brauchen die 8 Figurenansichten auf transparentem Hintergrund, also deaktiviere die Sichtbarkeit der Papierebene.

Aktiviere die 3D-Figurenebene und wähle die Frontalansicht aus der Vorlagenpalette und gehe in der Ebenenpalette auf „Kopien sichtbarer Ebenen kombinieren“. Gib der neu erstellten Ebene einen sinnvollen Namen z.B. „1/1“ oder „Frontal“.

Dann deaktiviere die Sichtbarkeit dieser Ebene.

Aktiviere wieder die 3D-Figurenebene und wähle die Linksansicht aus den Vorlagen. Erstelle wieder eine neue Ebene aus dieser Ansicht über „Kopien sichtbarer Ebenen kombinieren“ und gib ihr einen sinnvollen Namen, z. B. „L 1/2“. Deaktiviere die Sichtbarkeit dieser Ebene.

 

Wiederhole diesen Vorgang für alle weiteren Ansichten: Rechtes Profil, rechte und linke Dreiviertelansicht, Rückansicht.

Nun fehlen noch die rechte und linke Einviertelansicht, dafür gibt es leider keine Vorgaben.

Ich fand es nach einigem Ausprobieren am einfachsten und auch am schnellsten, die Kamera per Augenmaß zu positionieren. (Da jedes Bild nur Sekundenbruchteile zu sehen ist, muss es nicht mathematisch exakt sein, nur glaubwürdig.)

Wichtig ist, dass du hierbei die Kamera bewegst, nicht die Figur selber. Wir rotieren in dieser Animation die Kamera um die Figur herum. Die Figur selber bewegt sich nicht.

Animationstestlauf

Erstelle im Animationsordner für jede Ebene dort einen eigenen Ordner. „Ordner erstellen und Ebene einfügen“ oder cmd/crt-G

Schiebe die verschiedenen Ansichten der Figur in der richtigen Reihenfolge in den Ordner des jeweiligen Bilds: Frontalansicht in Ordner 1, 3/4 Linksansicht in Ordner 2 usw.

 

Wenn das Zeitleistenfenster noch nicht offen ist, dann jetzt öffnen.

Dein Arbeitsbereich sollte jetzt ungefähr so aussehen. Unten in der Zeitleiste kannst du deine Animation abspielen.

Farbe und Schatten

Dupliziere im Animationsordner jede der 8 Figurenansichten. Diese Ebenen werden später die Schatten.

Stelle die Duplikate auf Mutiplizieren, die Sichtbarkeit auf 30% und sperre die Ebenen, damit du nicht versehentlich darauf arbeitest. Deaktiviere die leeren Ebenen im Animationsordner.

 

Ich kopiere mir meine Farbpalette aus der Referenzdatei auf eine neue Ebene. (Aufpassen, dass sie nicht im Animationsordner landet)

Ich habe meine Palette immer gern direkt im Dokument. (Du kannst auch Farbfelder anlegen, wenn du lieber anders arbeitest)

 

Nun kannst du die 8 Ansichten der Figur ausarbeiten. Radiere auf allen Ebenen die Schlagschatten weg und fixiere die Transparenz.

Mein Character trägt ein futuristisches Outfit mit Stiefeln und Handschuhen. Ich koloriere die Grundformen grob mit dem Lasso-füllen-Werkzeug. Die Linien auf der Figur helfen mir bei der Orientierung.

Wenn du festgelegt hast, welches Teil welche Farbe hat, dupliziere die kolororierte Ebene und schiebe sie zur Seite als Referenz für die anderen Ansichten.

 

Koloriere jede Ansicht grob. Durch die Gitterlinien weißt du, wie die Kleidung über den Körper fällt. Du brauchst kein Licht und keine Schatten zu malen, das kommt später. Teste die Animation. (Ich habe hier etwas mit im Wind fliegendem Haar experimentiert)

Details malen

Zeit für Details. Entsperre die Transparenz auf der Frontansicht-Ebene, um Haar und Kleidung zu definieren. Die Kleidung meiner Figur ist zwar eng anliegend, hat aber Dimension. (Hier ist es hilfreich, die Schattenebene zwischendurch unsichtbar zu machen, damit sie nicht irritiert.)

Ich arbeite jetzt mit dem Kurven-Werkzeug, um die Linien schön an die Körperform anzupassen. Auch hier gehe ich nicht zu sehr ins Detail, sondern will erst jede Ansicht auf denselben Stand bringen.

 

Wenn ich mit der Frontalansicht so weit zufrieden bin, mache ich mit dem linken Profil weiter. ich habe die Frontansicht-Ebene als Referenz für die Details neu kopiert. Ich will keine realistische Zeichnung, die nach 3D Animation aussieht, sondern einen handgemachten, lockeren Look.

Optional: Mehr Details

Soll deine Figur noch ein paar Extras bekommen, benutze die noch leeren Ebenen im Animationsordner. Lege sie als Schnittmaske an, damit du nicht außerhalb der Figur malst, und ziehe sie unter die Schattenebenen. Sperre außerdem die schon kolorierten Ebenen, dann kann am Basisdesign nichts mehr zerstört werden.

Male für jede Ansicht z. B.

mit Airbrush:

etwas Rosa auf die Gesichtszüge, Knie und Ellenbogen.

mit Fineliner, Marker und deckendem Pinsel:

Haardetails

Texturen

Nähte

Verzierungen

 

Das Gitternetz auf 3D-Figuren hilft hier bei der Orientierung.

 

Wenn du zufrieden bist, reduziere die Detailebenen und die kolorierten Figurebenen auf eine Ebene.

 

 

 

Stelle alle Ansichten auf diese Weise fertig und exportiere als Test schon mal ein GIF

 

Gib die gewünschte Größe ein und stelle Schleifenanzahl auf "Unbegrenzt", wenn deine Animation als Endlosschleife abgespielt werden soll.

Wie sieht es aus? Für eine einfache „flache“ Optik könntest du hier aufhören.

Oder mach weiter mit Schatten und ein paar Effekten.

Schatten

Entsperre die Ebenen, die du unter „Farbe und Schatten“ erstellt hast.

Um klar definierte Schatten zu bekommen und die Gitterlinien loszuwerden, nutze ich eine praktische Funktion von Clip Studio unter „Ebeneneigenschaften“. Ich stelle die Ausdruckfarbe auf „Monochrom“ und justiere die Regler, bis mir die Art des Schattens gefällt. Ich will keine Outlines und an einigen Stellen nicht so intensive Schatten. Je nach Einstellung kann auch der Schlagschatten verschwinden. (Ich habe ihn für dieses Tutorial verschwinden lassen, damit es nicht zu umfangreich wird.) Achtung: „Ebenendeckraft reflektieren“ muss deaktiviert sein, sonst wird die Ebene 100% deckend dargestellt.

Jetzt gehe auf „Ebene umwandeln“ und stelle Audruckfarbe auf „Farbe“,weil wir im nächsten Schritt Zwischentöne brauchen.

Stelle die Deckkraft der Schattenebenen so ein, dass die Schatten gut aussehen. Mach das für alle Schattenebenen. Richte außerdem alle Schattenebenen als Schnittmaske zur Ebene darunter ein. Dein Animationsordner sollte jetzt etwa so aussehen.

Du weißt jetzt, wo die Schatten ungefähr sitzen. Jetzt wird es kreativ: Wähle einen Pinsel, mit dem du die Farbe verwischen und verlaufen lassen kannst, z.B. „Nass verlaufen“ unter den Wasserfarbenpinseln.

Verwasche die Ränder des Schattens, bis sie aussehen wie gemalt. An einigen Stellen wie dem Rand vom T-Shirt brauche ich extra Schatten. Die male ich dann einfach mit einem Wasserfarbenpinsel in Schwarz.

(Du brauchst für die Schatten immer nur die Farbe Schwarz.)

 

Die Figur bekommt so einen lockeren expressiven Stil.

 

Dasselbe machst du für alle Schattenebenen.

 

Du kannst deiner Animation jetzt noch einen farbigen Hintergrund geben und etwas Textur.

 

Exportiere ein GIF auf dieselbe Art wie vorher. Fertig!

 

Danke fürs Lesen und Ausprobieren!

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