Splash Art Tutorial

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shhona

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Einleitung

Splash Arts sind bekannt aus Games wie League of Legends und anderen ähnlichen

Computerspielen. Doch wie ist es eigentlich möglich, ein Bild in diesem Stil herzustellen? Diese Frage werde ich in diesem Tutorial beantworten.

 

Ich bin kein professioneller Splash-Artist, habe mich allerdings viel mit dem Thema

auseinandergesetzt und mache im Rahmen einer Maturaarbeit dieses Tutorial. Ich arbeite mit einem iPad, einem Apple Pencil und der App Procreate. Ich werde vieles zum allgemeinen Prozess, wie man ein Splash Art erstellen kann, erklären, also ist es nicht schlimm, falls du ein anderes Programm benutzt. Ich werde aber auch ein paar Einstellungen von Procreate erwähnen, die mir die Arbeit sehr erleichtern und mit denen ich regelmässig arbeite.

Falls du ein kompletter Anfänger mit Procreate bist, verlinke ich hier ein Tutorial für dich. Ein Grundwissen sollte nämlich schon vorhanden sein, bevor man mit diesem Tutorial startet.

 

In der folgenden Grafik habe ich dargestellt, wie das Tutorial aufgebaut ist und was du in jedem Schritt lernen wirst. Ich begleite dich von der Idee deines Charakters bis zum finalen Produkt.

1. Charakter & Vorarbeit

Der allererste Schritt besteht darin, seinen Charakter kennenzulernen. Was und wen werde ich hier eigentlich zeichnen?

Splash Arts sind Bilder, in denen die jeweiligen Charaktere in Szene gesetzt werden

und in denen ihre Geschichte erzählt wird. In einem guten Splash Art erkennt man Details, die viel über den Charakter aussagen.

Versuche dir am besten Stichworte aufzuschreiben, die mit dem Charakter irgendwie im Zusammenhang stehen. Hat er eine Hintergrundstory? Dann eignen sich Elemente aus dieser perfekt. Stell dir Szenen vor, in denen dein Charakter lebendig wirkt und die typisch für ihn sind.

 

Ich zeige es hier am Beispiel von meinem eigenen Charakter. Das ist das Charakterdesign von Delia, sie ist eine Seelenfängerin im Auftrag der griechischen Göttin Hekate.

 

Da sie eine Seelenfängerin ist, möchte ich sie in einer Szene darstellen, in der sie eine Seele fängt oder eine gefangene Seele zum Fluss Styx bringt, wo der Fähremann Charon sie dann mitnimmt. Ich kann ausserdem Attribute der Göttin Hekate miteinfliessen lassen.

 

Wenn du passende Ideen und Szenarien hast, kannst du mit den Skizzen beginnen!

2. Skizzen

Nun kannst du beginnen, deinen gesammelten Ideen Form zu verleihen. Ich empfehle, mindestens drei verschiedene Skizzen anzufertigen. Ob du dabei eine Szene dreimal darstellst oder drei verschiedene, ist nicht so wichtig. Versuch mit verschiedenen Perspektiven und Kompositionen zu spielen, damit du später eine bessere Auswahl von Konzepten hast.

 

Ich skizziere zuerst mit einem harten Pinsel und schattiere dann grob auf einer Ebene darunter das Licht. Ich empfehle beim skizzieren mindestens zwei Lichtquellen miteinzubauen.

 

Die Grösse der Leinwand beträgt bei mir 3840 x 2190 Pixel. Das ist dasselbe Format, das die meisten Splash Arts haben, allerdings mit einer niedrigeren Auflösung. Dies liegt ganz einfach daran, dass Procreate auf dem iPad nicht so viel Leistung bringen kann wie Photoshop auf einem Computer, allerdings empfinde ich die Grösse als ausreichend zum Zeichnen.

 

Mein Ziel ist es hierbei, Komposition und Lichtquellen für jedes Bild zu bestimmen, damit ich mir gut vorstellen kann, wie die Skizzen weiterverarbeitet aussehen könnten. Für die Komposition habe ich ein Drittelraster genutzt, um wichtige Dinge auf die Schnittpunkte zu legen.

Ich habe mich schlussendlich für die Szene C entschieden, in der Delia eine Seele zum Fluss bringt und im Hintergrund Charon zu sehen ist. Es ist Nacht und Vollmond, da dieser auch oft mit Hekate in Verbindung gebracht wird.

3. Farbgebung

Hat man sich für eine Skizze entschieden, kommt die Frage auf, wie sich die Farben im Bild nun verhalten sollen. Mann probiert aus, welche Farben in dem Bild gut zusammenspielen könnten und entscheidet sich dann für das Ansprechendste. Genau wie bei den Skizzen hilft es, verschiedene Möglichkeiten auszuprobieren, denn die erste ist nicht zwingend die beste.

Doch was gibt es eigentlich für Möglichkeiten?

 

Ich habe hier in A einen Komplementärkontrast mit Orange und Blau erzeugt, in B einen Qualitätskontrast mit einem starken und einem schwachen Blau und in C einen Warm-Kalt-Kontrast mit Blau und Rot.

Die Skizzen habe ich mit einem Color Dodge Filter auf einer neuen Ebene eingefärbt. In Procreate kann man Farbe, Helligkeit und Kontrast auch unter Adjustments ändern. Ausserdem gibt es eine Funktion, mit der Procreate die Komplementärfarben im Farbkreis anzeigt.

Auch wenn die Farben im Endprodukt nicht exakt so aussehen müssen, hilft dieser Schritt einen Überblick darüber zu haben, was man für Kontraste und Färbungen im Bild haben möchte. Ich empfehle auch hier mindestens drei Einfärbungen zu machen und dann erst zu entscheiden, womit man weiterarbeiten möchte.

4. Referenzen

Splash Arts haben einen realistischen Stil und erfordern daher viel Detailarbeit. Mit vielen Referenzen zu arbeiten lohnt sich also sehr. Schau dir an, was du in dem Bild alles für Elemente hast und such dir passende Referenzbilder. Manchmal sind Referenzen von anderen Splash Arts auch sehr hilfreich, da sie dir zeigen können, wie andere Künstler Dinge in diesem Stil umgesetzt haben.

Ich habe meine Referenzen immer auf dem Handy nebenan, damit ich von der einen Referenz schnell zur anderen wechseln kann und es mich auf meiner Arbeitsfläche nicht stört. Es bietet sich aber auch an, die Funktion für Referenzen von Procreate selbst zu nutzen.

Als Referenz für den Himmel habe ich hier beispielsweise das Yone-Splash Art benutzt.

Ich benutze ausserdem für die Pose des Körpers und die Proportionen eine genaue Referenz. Weil man solche exakten Posen nicht so einfach im Internet findet, muss man sie selbst nachstellen. Dazu kann man entweder ein Foto von einer Person machen, die die Pose nachstellt, oder eine App benutzen, die sich dafür eignet. Ich benutze die Gratis-App MagicPoser.

Die App ist sehr simpel und kostet nichts. Man kann sogar eine Lichtquelle einstellen und männliche sowie weibliche Modelle nutzen.

5. Technik und Tools

Zum Schluss erkläre ich meine Technik, wie ich das Splash Art weiterverarbeite, um zu einem ähnlichen Stil wie die originalen Bilder zu kommen und die Tools, die ich dazu nutze.

 

Pinsel - Ich benutze weiche Airbrushs, harte Airbrushs und einen dünnen, schwachen Pinsel. Die Airbrush Pinsel sind bereits in Procreate enthalten und die anderen Pinsel, die ich benutze, sind customized. Grundsätzlich arbeite ich aber nur mit verschiedenen Airbrushs!

 

Ebenen - Ich male die Grundform von allen Sachen, die eine eigene Farbe haben (zB. Haare, Haut, Hose etc.) auf eine eigene Ebene und male dann auf einer Clipping-Mask-Ebene die Schattierung. Möchte man die Farbe der Schattierung leicht ändern, kann man die Ebene Alpha-Locken und mit einem Airbrush darüber malen.

Gruppen - Alle Ebenen, die zu einer Sache gehören (zB. Alle Ebenen, die die Frau bilden oder alle, die den Baum Bilden) fasse ich zu einer Gruppe zusammen. So kann ich die ganze Gruppe verschieben oder ausblenden. Was ausserdem ein wichtiges Tool ist, ist Liquify, dies findet man unter Adjustments. Mit diesem Tool kann man die Form von Dingen verändern und “zurechtrücken”.

Schärfe - Die Tools Motion Blur und Gaussian Blur können auch partial genutzt werden, in dem sie mit dem Pinsel aufgetragen werden. So können Dinge in Bewegung verwischt werden und Dinge, die weiter vorne oder hinten liegen unscharf gemacht werden.

Filter - Für helle Sachen und Glitzer benutze ich den Add-Filter, um abzudunkeln den Multiply-Filter und um Farben satter zu machen den Color-Dodge Filter. Alles andere ist bei mir ohne Filter.

Licht - Das ist kein Tool von Procreate, jedoch trotzdem etwas wichtiges. Versuch mindestens drei Lichtquellen miteinzubauen, um dem Bild mehr Tiefe zu geben. Auch nur ein leichter Schimmer von der Seite kann sehr gut aussehen.

Zum Schluss zeige ich noch ein Video, wie ich mit dem groben Konzept weitergemacht habe und danach Videos, in denen ich einzelne Elemente mit Details versetze.

Wenn es am Anfang nicht direkt gut aussieht, ist das nicht schlimm. Die Detailarbeit braucht viel Zeit und Arbeit. Auch ich habe manche Dinge einfach nicht so hinbekommen, wie ich wollte. Viel Spass beim Ausprobieren!

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