[Erstellung eines Storyboards] Gedankenvorgang vom Skript bis zum Panel für einen Shōjo-Manga

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In dieser Folge können Sie den Prozess zur Erstellung des Storyboards 2 für den internationalen „Comic & Manga“ Schulwettbewerb 2020 von CLIP STUDIO PAINT mitverfolgen.

Moderator: Manga-Skriptschreiber Dr. Gotō

Grobes Storyboard von: Manga-Skriptschreiber Dr. Gotō

Reinzeichnung des Storyboards von: Eno

 

Hier finden Sie den vorherigen Artikel, der die Entstehung der Handlung umfasst. Auch mit Videoerklärung (auf Japanisch).

 

 

 

  • Was hat es mit diesem Schulwettbewerb auf sich?

 

Es handelt sich hier um einen Manga- und Illustrationswettbewerb für Schüler und Studenten aus der ganzen Welt. Die Gewinner erhalten Preisgelder, für das digitale Erstellen von Illustrationen und Manga perfekte Software und Grafiktabletts sowie die Chance auf Veröffentlichung ihrer Werke! Darüber hinaus werden professionelle Künstler und Herausgeber Werke kommentieren, was die eigenen Fähigkeiten verbessert. Vier neue Kategorien wie u. a. „Storyboard“ und „Webtoon“ wurden hinzugefügt, wodurch sich die Gewinnchancen auf einen Preis erhöhen.

 

Wie beim Shōnen-Manga werden wir auch hier darüber sprechen, wie man ein Storyboard aufbaut, nachdem man im Groben einen Erzählfluss bestimmt hat.

Außerdem werden wir dieses Mal auf die Punkte eingehen, die für das Storyboard besonders knifflig waren, und wie man Situationen überwindet, bei denen man nicht weiterkommt.

 

Hier finden Sie den Handlungsstrang des Shōnen-Manga:

 

Nun zum Storyboard für diesen Manga:

Auch dieses Mal habe ich ein grobes Storyboard gezeichnet und das dann an einen anderen Zeichner für die Reinzeichnung weitergegeben.

Bitte schauen Sie sich erst einmal den überarbeiteten Entwurf an:

 

Der Grund, warum auf der letzten Seite keine Gesichtsausdrücke zu finden sind, liegt darin, die Teilnehmer dieser Kategorie hier zum Nachdenken anzuregen. Stellen Sie sich selbst vor, wie sich die Charaktere ausdrücken sollen!

 

Hier ist die Gesamtaufteilung des groben Storyboards. Später werde ich sie im Einzelnen erklären, während ich den groben Entwurf mit der überarbeiteten Version vergleiche.

 

Den Höhepunkt entscheiden und über die Seitenaufteilung nachdenken

Diesmal handelt es sich um eine Geschichte, in der sich zu Kindestagen zwei Menschen das Versprechen geben, zu heiraten, aber als sie dann erwachsen sind, nicht wissen, wie sie mit diesem Versprechen umgehen sollen.

 

Zunächst ist wichtig zu klären, was für ein Versprechen genau gemacht wurde und wie das Ende sein soll. Um sich genau ausmalen zu können, wie das Bild für den Höhepunkt aussehen soll, muss am Anfang klar sein, um was für ein Versprechen es sich handelt. Deshalb habe ich hier begonnen über den Anfang der Geschichte nachzudenken.

 

 Für den Höhepunkt der Geschichte den Anfang festlegen

Auf der ersten Seite sollen laut Skript Kinder sich ein Versprechen geben, aber um was für eins es geht, ist nicht weiter beschrieben. Daher habe ich mir die folgenden drei Szenen überlegt.

 

Szene A

„Lass uns heute in 10 Jahren heiraten!“

Im Falle dieses Versprechens können Sie, auch wenn Sie 10 Jahre verfliegen lassen und direkt zu dem Tag kommen, die Protagonisten nicht einfach heiraten lassen. Das ist schwierig auf den wenigen, acht Seiten umzusetzen.

Szene B

„Heute in 10 Jahre stelle ich einen Heiratsantrag!"

Im Falle dieses Versprechens wird der Heiratsantrag als „Versprechen, eine Ehe zu schließen“ zum „Versprechen zu versprechen, eine Ehe zu schließen". Das kommt Szene A gleich.

Szene C

„Heute in 10 Jahren treffen wir uns hier wieder!"

Mit diesem Versprechen sagt die Protagonistin dem Jungen, dass durchaus die Möglichkeit besteht, wenn er ihr dann einen Heiratsantrag stellt, dass sie einwilligt. In den Augen der Protagonistin würde sie weniger interessant auf ihn wirken, wenn sie direkt sagt, dass sie auf ihn wartet.

 

Bei dem groben Storyboard mit Szene C hat sich herausgestellt, dass man sie auch so verstehen könnte, dass das Mädchen davon ausgeht, selbst einen Heiratsantrag zu machen.

Deshalb wurde nachfolgend in der Reinzeichnung eine zweideutige Aussage eingebracht, die offen lässt, ob sich das Versprechen um einen Heiratsantrag oder eine Verlobung dreht.

 

 Höhepunkt bestimmen

Ich habe mich für Szene C entschieden, also heißt es nun, den Höhepunkt zu bestimmen.

Zum Zeitpunkt des Höhepunkts der Geschichte: „Wird er in zehn Jahren am versprochenen Ort sein? Und wenn nicht? Aber warum sollte er? Doch was mache ich, wenn er doch da ist? ... Da ist er!" Ich beschloss, mit dieser Art von Gefühlen zu arbeiten.

 

Aber hier ist nun nicht ganz klar, ob das Mädchen nun vorhat, selbst einen Heiratsantrag zu machen oder nicht.

„Bist du da? Und wenn nicht? Aber warum solltest du? Doch was mache ich, wenn du doch da bist? ... Da bist du!" Diese Emotion ist die sogenannte Katharsis, die das unterdrückte Gefühl löst, da beide endlich die Antwort darauf haben, ob sie immer aneinander gedacht haben oder nicht.

 

Das Wichtigste während dieser Gefühlsregung ist, ob beide sich an das Versprechen erinnern, egal ob sie oder er nun den Heiratsantrag macht. Deshalb weiß ich nicht, was ich machen soll ...!

 

Ich war ziemlich unschlüssig, aber am Ende habe ich mich für ein Mädchen nach meinen Vorstellungen entschieden. Sie entscheidet selbst darüber, ob sie einen Heiratsantrag macht oder nicht. Wichtiger als alles andere ist, dass man als Autor Lust darauf hat, etwas zu zeichnen oder zu schreiben.

Damit ist der Höhepunkt auf Seite 6 endlich entschieden.

„Ich glaube zwar nicht, dass er kommt ... aber wenn doch, mache ich ... den Heiratsantrag!?“ Als der Protagonistin mit diesem Gedanken klar wird, dass sie unvorbereitet ist, wird sie plötzlich angespannt.

 

 So wird die Spannung aufgebaut und erreicht auf Seite 6 ihren Höhepunkt.

Seite 1: Ihr Kindheitsversprechen.

Seite 2: Verlauf von zehn Jahren. Starke Erinnerung an das Versprechen.

Seite 3: Gegenwärtige Beziehung zu ihm.

Seite 4: Feststellen, ob er sich an das Versprechen erinnert.

Seite 5: Zeichnen von Gedanken, verbunden mit dem Herzklopfen auf Seite 6.

 

Weil ich beim Shōnen-Manga eine subjektive Beschreibung der Hauptfigur, mit der sich der Leser identifizieren kann, gewählt hatte, habe ich mich hier beim Shōjo-Manga für das Zeichnen von Gefühlen zweier Menschen und einer objektiven Sichtweise entschieden.

Mit der Aufteilung der einzelnen Panels kann man kontrollieren, wie darin gezeichnet werden soll.

 

Vergleich vom groben Entwurf und des überarbeiteten Storyboards

In der Reinzeichnung wurde sich darauf konzentriert, den Leser mittels einer natürlichen Entwicklung hin zu einem Heiratsantrag von einem Mädchen hinzuführen, der Rest wurde flexibel angepasst.

 

Seite 1

1. Seite: Versprechen aus der Vergangenheit. Links ist die überarbeitete Version und rechts mein grober Entwurf.

Der erste Entwurf gibt dem Leser bereits die Andeutung einer Verlobung, es fragt sich nur wann es so weit sein wird, daher war der Inhalt des Versprechens schwach.

In der überarbeiteten Version werden zwei Dinge festgelegt: das Eheversprechen und der Zeitpunkt.

 

Seite 2

Im groben Entwurf wurde auf der zweiten Seite festgelegt, dass über einen Heiratsantrag nachgedacht wird.

Aber mit „Soll ich ihn dann stellen?“ war die einzeilige Erklärung zu kurz, um sie dem Leser zu vermitteln, weshalb während der Überarbeitung beschlossen wurde, das Ganze auf eine spätere Seite zu verschieben.

 

Seite 3

Die aktuelle Beziehung zwischen den beiden wird dargestellt.

In der Reinzeichnung werden Sie nun als Absolventen vorgestellt, um den Gedankengang hervorzurufen, wie der jetzige, männliche Protagonist nun als Erwachsener denkt.

 

Seite 4

Nun überlagern sich die Gedanken beider.

In der Reinzeichnung wurden die Panels in eine etwas objektivere Ansicht abgeändert, die besser zu der Entwicklung der Geschichte passt.

 

Seite 5

Gedanken werden gezeichnet, die auf das Herzklopfen auf Seite 6 abgestimmt sind.

 

Seite 6 bis 8

Entwicklung bis zum Höhepunkt.

Die Ergriffenheit der Katharsis, die das Versprechen erfüllt, wird hier aufgezeichnet.

 

Ausweg aus der Blockade beim Storyboard

In diesem Shōjo-Manga gab es Momente, wo ich nicht wusste, wie ich das Skript umsetzen sollte, aber zwei Methoden haben mir in dieser Situation geholfen.

 

 1. Sich die objektive Betrachtungsweise bewusst machen

Wenn eine ungewöhnliche Situation oder ein ungewöhnliches Gefühl einer Geschichte gezeichnet werden soll, ist es sehr schwierig zu beurteilen, wie sehr man es dem Leser vermitteln kann.

In solchen Fällen muss man sich als Zeichner entscheiden, ob man die Geschichte ruhen lässt, bis man eine objektive Sicht hat, oder ob man den Redakteur oder andere Personen zu Rate zieht.

 

 2. Das Ziel nicht aus den Augen verlieren

Manchmal driftet man dahin ab, Dinge zu zeigen, die man eigentlich gar nicht zeigen wollte. Das ist für dieses Storyboard „ein Heiratsantrag von einem Mädchen“.

Wenn man sich keine Prioritäten setzt, verirrt man sich leicht. Seien Sie zunächst ehrlich zu sich selbst und finden Sie heraus, was sie berührt und denken. Das sollte man nie missachten. Wenn Sie das schaffen, können Sie sich den Weg bahnen und einen Schritt weiter in Richtung Vollendung setzen.

 

Den Inhalt dieses Artikels können Sie sich auch als Video (auf Japanisch!) anschauen.

 

 

 

▼ Junpei Gotō: „Manga Script Doctor“ / CEO von Tokyo Name Tank

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Note:

 

▼ Wer ist Manga-Skriptschreiber Dr. Gotō?

Er stellt Manga im Bereich Shōnen, Shōjo, Phänomen, sowie verschiedene Techniken, Tricks und Kreationsmöglichkeiten von Storyboards für Manga vor. Darüber hinaus befasst er sich mit der Vorstellung von Manga, dem Erstellen von Illustrationen, der Verwendung von CLIP STUDIO PAINT, digitalen Zeichenprogrammen für das iPad usw.

 

▼ Was ist Tokyo Name-Tank?

Ein Klassenzimmer und Forschungsinstitut in Japan, das Manga-spezifische Storyboards und die Panelaufteilungen lehrt.

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