[Erstellung eines Storyboards] Gedankenvorgang vom Skript bis zum Panel für einen Shōnen-Manga
In dieser Folge können Sie den Prozess zur Erstellung des Storyboards 1 für den internationalen „Comic & Manga“ Schulwettbewerb 2020 von CLIP STUDIO PAINT mitverfolgen.
Moderator: Manga-Skriptschreiber Dr. Gotō
Grobes Storyboard von: Manga-Skriptschreiber Dr. Gotō
Reinzeichnung des Storyboards von: Eno
Hier finden Sie den vorherigen Artikel, der die Entstehung der Handlung umfasst. Auch mit Videoerklärung (auf Japanisch).
- Was hat es mit diesem Schulwettbewerb auf sich?
Es handelt sich hier um einen Manga- und Illustrationswettbewerb für Schüler und Studenten aus der ganzen Welt. Die Gewinner erhalten Preisgelder, für das digitale Erstellen von Illustrationen und Manga perfekte Software und Grafiktabletts sowie die Chance auf Veröffentlichung ihrer Werke! Darüber hinaus werden professionelle Künstler und Herausgeber Werke kommentieren, was die eigenen Fähigkeiten verbessert. Vier neue Kategorien wie u. a. „Storyboard“ und „Webtoon“ wurden hinzugefügt, wodurch sich die Gewinnchancen auf einen Preis erhöhen.
Dieses Mal wird Schritt für Schritt erklärt, wie man aus dem vorhandenen Skript ein Storyboard erstellt.
Das Verfahren zum Erstellen eines Storyboards besteht aus gewissen grundlegenden Elementen. Es kann auch bei vielen Seiten, wie etwas bei 32 Seiten, verwendet werden.
Reinzeichnung des groben Entwurfs
Versuchen Sie zunächst den überarbeiteten Entwurf zu lesen. Das Thema ist „Versprechen“ (Ehrenwort).
Zuerst kreiere ich einen groben Entwurf und gebe es dann an einen anderen Zeichner für das Überarbeiten weiter.
Diesmal sind es acht Seiten. Im ersten groben Entwurf wurde der Inhalt des Skripts wie folgt aufgeteilt.
Später werde ich die Seiten im Einzelnen erklären, während ich das grobe Storyboard mit der überarbeiteten Version vergleiche.
Bei der Erstellung des 8-seitigen Storyboards für diesen „Shōnen-Manga“ liegt der Fokus auf einem „positiven Versprechen“ und einem „Überraschungsmoment“.
Auch beim „Shōjo-Manga“, welcher bei der nächsten Gelegenheit vorgestellt wird, liegt der Schwerpunkt auf „dem Erfüllen eines Versprechens“ und „dem Eindruck einer Katharsis“.
Hier finden Sie den Handlungsstrang des Shōjo-Manga:
Aufteilung der Seiten
Man muss sich zuerst über die Aufteilung auf acht Seiten bewusst sein, um sich dann der Verteilung des Inhalts auf die einzelnen Seiten zu widmen.
Mit der zweiten Hälfte der Seitenaufteilung beginnen
Weil ich das „Überraschungsmoment“ betonen möchte, baue ich den Spannungsbogen bis zur sechsten Seite auf, in der dann klar wird, dass der Schläger den plötzlich aufgetauchten Freund darstellt.
Dieses Moment kann in zweifacher Hinsicht ausgelegt werden:
1. Nachdem das Versprechen gegeben wurde, wird dem Leser klar, dass der Freund tatsächlich der Schläger war.
2. Nachdem dem Leser klar wird, dass der Freund tatsächlich der Schläger war, wird das Versprechen gegeben.
Um dem Thema „Versprechen“ besser gerecht zu werden, sollte es ein großes Versprechen sein, weshalb ich mich für die letztere Variante entscheide.
Beginn und mittlerer Teil der Seitenaufteilung
In der Mitte wird eine Konfrontation beider Charaktere dargestellt. Und steht eigentlich für den Zwiespalt des Tennisspielers, der einerseits den Schläger weiterbenutzen und andererseits wegwerfen will. Diese Situation lässt sich auch hier nur schwer in Worte fassen. Da das Thema Tennis ist, bietet es sich an, diesen Konflikt in einem Ballwechsel auszutragen, bei dem beide Standpunkte aufeinanderprallen.
Das soll in dem letzten Panel auf Seite 3 hervorgerufen werden. Mit der Zeile „Es ist besser, den Schläger weiter zu benutzen ..." soll dem Leser klar werden, dass der Protagonist den Schläger weiterhin benutzen möchten. Das wird der Knackpunkt dieser 8 Seiten.
Nach der Konfrontation enthüllt Seite 5 die wahren Gefühle und tiefen Empfindungen des Helden. Mit einem 8-seitigen Manga hat man nicht wirklich viel Spielraum, eine tiefsinnige Geschichte zu entwickeln. Es gibt also nur eine Sache, auf die ich mich konzentrieren kann, und zwar dass der Leser alles begreifen kann, was ich ihm vorsetze.
Nachdem das erreicht ist, gehe ich zum Anfang und denke über die erste Seite nach.
Die erste Seite eines Manga „stellt vor, um welchen Schauplatz und welche Situation und Charaktere es sich handelt“.
Mit einer ruhigen Szene zu beginnen, hat keinen Effekt, weshalb ich über eine Anfangsszene nachdachte, in der zwei Personen sich ein Match liefern könnten.
Aber wenn ich so anfange, dann
- kollidiert dies mit der mittleren Szene, in der die Charaktere bereits einen Ballwechsel haben.
- ist es schwierig, die Beziehung zwischen den beiden zu verstehen.
- bietet sich keine gute Gelegenheit, den Leser an einen kaputten Schläger denken zu lassen.
Die Nachteile wären mit so einem Einstieg einfach zu groß, weshalb ich mich doch für eine ruhige Ausgangssituation entschieden habe.
Damit ist die erste Seite entschieden.
So wurde das gesamte Seitenlayout festgelegt.
Im Detail vom Skript zum Panel
Nachdem ich nun die Aufteilung der Seiten habe, kann ich mich jeder Seite im Einzelnen widmen und über eine ansehnliche Darstellung des Inhalts nachdenken. Dafür gliedere ich die Seiten in Panels auf und erstelle so ein überarbeitetes Storyboard.
Hier werde ich nun den Unterschied zwischen der Erstellung des groben Entwurfs und des überarbeiteten Storyboards erklären.
Bei der Überarbeitung soll besonders die „Verständlichkeit" betont werden.
Mir ist durchaus bewusst, dass es für den Leser schwierig sein könnte, den Schläger beim Ballwechsel als Gegner zu identifizieren. Deshalb habe ich mich entschieden, ihn als die andere Person darzustellen.
(Diese nüchterne Betrachtung ist ebenfalls wichtig. Wer Objektivität will, dem ist sehr geraten über seine Absichten zu sprechen und sie anderen zu zeigen!)
[WICHTIG] Wo liegt der Fokus im Bild?
Schauen Sie einmal genau hin, wie sich das Panel-Layout vom groben Entwurf und der überarbeiteten Version geändert hat. Der Unterschied liegt in dem, was ich unbedingt zeigen wollte und wie es dargestellt wurde.
Seite 1
Diese erste Seite eines Manga „stellt vor, um welchen Schauplatz und welche Situation und Charaktere es sich handelt“.
Links ist die überarbeitete Version und rechts mein grober Entwurf.
Seite 2
Ich finde, dass die Situation im Ganzen gut vermittelt wird.
Seite 3
Das Panel, das die Frontalansicht des Helden im groben Entwurf (rechts) zeigt, wurde in der überarbeiteten Version (links) geändert.
Je nachdem, von welcher Perspektive das Gesicht einer Person gezeigt wird, können die Gefühle des Lesers mit denen des Helden in Einklang gebracht werden, oder der Leser rückt in die Perspektive des Betrachters auf den Helden, wodurch sich das Gefühl der Empathie geringfügig ändert. Auch nur ein so kleiner, stilistischer Unterschied wie hier kann eine Situation interessanter gestalten.
Seite 4
Der Ballwechsel geht weiter.
Seite 5
Der erste Entwurf (rechts) hat eine etwas emotionalere Darstellung des Protagonisten, während die neue Version (links) etwas mehr den Schläger betont.
Seite 6
Hier kommt jetzt das Überraschungsmoment.
Auch hier fokussiert sich der Entwurf (rechts) mehr auf den Protagonisten, während sich die überarbeitete Seite (links) mehr auf die Interaktion zwischen den beiden richtet.
Seite 7
Auf der überarbeiteten Seite (links) erreicht die Interaktion nun ihren Höhepunkt. Diese unterschiedliche Art der Regieführung hängt vom Repertoire des jeweiligen Autors ab.
Seite 8
Für die überarbeitete Version wurde hin- und herüberlegt, ob der Gesichtsausdruck gezeigt werden sollte oder nicht.
Es wurde viel darüber beraten, wie man die einzelnen Panels auf das Seitenlayout abstimmt, nachdem das Skript vorlag. Ich hoffe, dies ist für die Erstellung Ihres Storyboards hilfreich!
Schlusswort
Eine letzte Sache noch: Übung macht den Meister!
Genau wie in der Fahrschule denkt man zwar, dass man es beim bloßen Hingucken schon verstanden hat, aber am Ende können Sie das Auto nur bewegen, wenn Sie das Lenkrad tatsächlich in den Händen halten und auf die Pedale treten.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie sich einmal an einem eigenen Storyboard versuchen!
Tokyo Name Tanks „Storyboard Kurs“ und die „Manga Shōreikai“ sind ein passender Ort zum Üben. Egal welches Level Sie haben, trauen Sie sich! Wir freuen uns auf Sie!
Den Inhalt dieses Artikels können Sie sich auch als Video (auf Japanisch!) anschauen.
▼ Junpei Gotō: „Manga Script Doctor“ / CEO von Tokyo Name Tank
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Note:
▼ Wer ist Manga-Skriptschreiber Dr. Gotō?
Er stellt Manga im Bereich Shōnen, Shōjo, Phänomen, sowie verschiedene Techniken, Tricks und Kreationsmöglichkeiten von Storyboards für Manga vor. Darüber hinaus befasst er sich mit der Vorstellung von Manga, dem Erstellen von Illustrationen, der Verwendung von CLIP STUDIO PAINT, digitalen Zeichenprogrammen für das iPad usw.
▼ Was ist Tokyo Name-Tank?
Ein Klassenzimmer und Forschungsinstitut in Japan, das Manga-spezifische Storyboards und die Panelaufteilungen lehrt.
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