Texturierte Pinsel für traditionelle Malerei

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Omme

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Einführung

Heute sehen wir uns an, wie wir mittels der Sub Tool Details, den Vorlagen und Presets von ClipStudioPaint sowie durch das Erstellen eigener Brushes und Texturen die grafischen Qualitäten traditioneller Medien imitieren können

Presets für traditionelle Medien

Die „Round Watercolor Brush“ ahmt das Verhalten eines Wasserfarbpinsels exzellent nach. Durch den eingestellten Multiply Blend Mode wirkt es so als würde man nasse Pinselstriche über eine Schicht trockene Farbe legen. Weiterhin ist eine Textur eingestellt, die die Oberfläche von richtigem Zeichenpapier simulieren soll. Außerdem verfügt Sie wie echte Wasserfarbe über eine "Watercolor Border".

Ink Pens zeichnen sich durch ihre konsistente Deckkraft aus, Tonwerte werden bei diesem Medium durch das ins Verhältnissetzen feiner bis grober Striche erzielt.

Die Pencil Tools hingegen bieten in puncto Deckkraft eine hohe Drucksensitivität, da man bei Graphitstiften seine Tonwerte langsam aufbaut.

Einführung: Ölgemälde mit selbsterstellten Pinseln kreieren

Die Oil-Paint Brush von ClipStudioPaint offenbart sich bereits als ein gut kalibriertes Werkzeug. Das Mischverhalten kommt dem Öl-Farben-Erlebnis durchaus nahe. Ich möchte die Brush nun für meine Bedürfnisse anpassen, ohne das originale Preset zu verändern.

Daher dupliziere ich das Preset mit Rechtsklick > duplicate Sub Tool und benenne es um. Nun haben wir ein eigenständiges Subtool kreiert und können beliebig viele Änderungen vornehmen.

Beim Original wurde der Ölpinsel auf opak gestellt, die Striche sind also komplett deckend. Richtige Ölfarben sind je nach Pigment transparent, semi-transparent oder opak. Ich empfehle die Opacity etwas herunterzuschrauben, sodass ihr die Farben besser ineinander blenden könnt.

Übrigens: Jede Einstellung in der Subtool-Detail Palette könnt ihr Euch auch im Tool Property Fenster anzeigen lassen. Dafür müsst ihr bloß in die Felder neben den jeweiligen Einstellungen klicken.

Auch möchte ich meine Pinselspitze ändern, da ich ungerne mit einem runden Pinsel arbeite und diese nicht der Pinselspitze entspricht, mit der ich traditionell arbeiten würde. Die Stiftspitze ist entscheidend für das Erscheinungsbild Eurer Striche und Linien.

Mal und Zeichenprogamme wie ClipStudioPaint stempeln in von uns festgesetzten Intervallen den Abdruck der Stiftspitze, wodurch die illusion eines Striches oder einer Linie entsteht, je nachdem in welchem Abstand und Winkel diese aneinandergereiht sind.

Ich könnte mir nun ein fertiges Preset von ClipStudioPaint auswählen, diese erreicht man unter Brush-Tip > Material, doch ich habe eine ganz konkrete Pinselspitze vor Augen und werde mir diese nun erstellen.

Eine Pinselspitze in ClipStudioPaint erstellen

Ihr könnt Stiftspitzen selbst designen, wenn ihr eine Ebene erstellt und diesen in den Layer Properties in der Kategorie expression color auf grau setzt.

Mit verschiedenen Brushtools kann auf dieser Ebene herumgemalt, oder Stücke aus einer Shape heraussubtrahiert werden.

Gerne definiere ich meine Brush-Tip Shape mit einem der Selection Area Tool.

Wenn ich zufrieden bin, registriere ich meine Shape unter Edit > Register Material > Image und wähle im Dialogfeld > Use for Brush Tip Shape aus. Als Speicherort lege ich Image Material > Brush aus.

Einmal eingestellt, kann ich diese nun unter Brush-Tip > Material auswählen.

Wenn Euer Strich und dessen Kontur nicht geschlossen sind, ist möglicherweise der Abstand zwischen den Stempeln nicht eng genug gewählt. Was unter dem Reiter Stroke in der Einstellung für Gap vorgenommen werden kann.

Für die gesamte Komposition möchte ich 2 Pinsel verwenden. Dieser hier soll ein Pinsel mit viel Farbauftrag sein. In der Malerei wird das wet brush oder wet media genannt und an den Stellen benutzt, bei denen die Farbe die Leinwand abdecken und von dieser ablenken soll. Hier soll der Betrachter die Illusion eines wahren Subjects oder Objects bekommen.

Stiftspitzen aus traditionellen Medien kreieren

Als zweites Subtool brauche ich einen Trockenpinsel, mit einem geringen Farbauftrag, der die Textur der Leinwand durchkommen lässt. Der Fachausdruck hierfür ist Dry Brush.

Hierfür benötigen wir eine Stiftspitze, die weniger geschlossen, deckend und stärker texturiert ist.

Ich dupliziere deshalb meine Oil paint Wet Brush und benenne Sie in Oil Paint Dry Brush um

Anstatt mir digital eine Stiftspitze zu erstellen, möchte ich in diesem Falle traditionell erstellte Brushstrokes nutzen: Anstelle von Ölfarbe nehme ich India Ink und ein Stück Haushaltsrolle und setze ein paar Striche auf einem texturierten Papier.

Anschließend werden diese gut ausgeleuchtet frontal von Oben fotografiert. Alternativ könnt ihr diese auch scannen

Nachdem die Fotos in ClipStudioPaint importiert sind, separiere ich die Strokes vom Hintergrund mittels einer Tone Curve, welche unter Edit > Tonal Correction > Tone Curve erreichbar ist.

Den Hintergrund entferne ich im Anschluss unter Edit > Convert brightness to opacity.

Nun registriere ich den Brushtip unter Edit > Register Material > Image, wähle im Dialog „Use vor brush tip Shape“ aus und lege als Speicherort „Image Material“ > „Brush“ fest.

Jetzt kann die neue Stiftspitze in unsere neue Brush geladen werden, indem ich diese unter Material „created Material“ auswähle.

Entscheidend bei dieser Brushshape ist es in den Angle Dynamics „Direction of Line“ auszuwählen. Nun folgt die von uns kreierte Shape immer der Laufrichtung der Stiftmine.

Wenn ihr noch ein wenig Variation in die Kontur des Brushstrokes einbringen wollt, so könnt ihr weiterhin noch einen niedrigen Wert für Random einstellen. Dadurch verschiebt sich jeder Stempel geringfügig auf seiner Rotationsachse. Je nach Ausrichtung eurer Brushshape solltet ihr Direction of applying auf horizontal oder vertikal setzen.

Die Brush density setze ich etwas runter, sodass die Farbe nicht vollständig deckend ist und füge noch Pen Pressure hinzu und modelliere für diese eine sanfte Kurve, sodass die Deckkraft der Farbe mit dem Stiftdruck einhergeht.

In der Kategorie Stroke stelle ich einen niedrigen Wert für Gap ein, sodass die Abstände zwischen den Stempeln nicht zu groß sind.

Nun wähle ich noch eine Textur aus, da bei Dry Brush auch die Leinwand durchbluten sollte. Das Clip Studio Preset Canvas gefällt mir sehr gut und ich stelle einen Wert von ca. 70 ein, sodass der Effekt sichtbar, aber nicht zu aufdringlich erscheint.

Demo: Ölgemälde mit traditionellen Pinseln

Die größten Shapes können mit einem Selection Area Tool ausgewählt und mit dem Bucket Tool gefüllt werden.

Dann arbeite ich mich mit meiner Wet Brush von den großes Shapes zu den kleinen vor.

Um das Gefühl traditioneller Medien zu imitieren, muss ich große Sorgfalt bei den Kanten meiner Shapes walten lassen und einen Kontrast von weichen Übergängen bis hin zu grob nebeneiner gelegten Brushstrokes setzen.

Als interessante Ergänzung zu den Brushtools könnt ihr die verschiedenen Blending-Tools von ClipStudioPaint nutzen, um noch mehr Kontrast einzubringen oder Informationen in einem Bildbereich zu reduzieren. Alternativ könnte man auch mit dem Selecttool bereiche Auswählen und einen Filter hierauf anwenden.

Wenn ich zufrieden bin, kommt meine Drybrush ins Spiel. Mit dieser lasse ich meine Komposition ausfaden und setze zum Teil große Brushstrokes, denn in diesem Bereich sollen die Striche als solche wahrgenommen werden. Auch kann ich mit dieser Brush Details oberhalb meines Wet Media layers rendern.

Wem es noch an Textur fehlt kann ich empfehlen entweder eine Textur aus dem Programmordner Material in die Ebenen zu ziehen oder eine, die ihr vllt im Internet gefunden oder selbst fotografiert habt.

Achtet darauf, dass diese zuvor als Image Layer konvertiert wurde, was ihr per rechtsklick auf die Ebene > Convert Layer und Type „Image Material Layer“ vornehmen könnt.

Anschließend müsst ihr in den Layer Properties nur noch den Modus Overlay texture auswählen. Passt Die Deckkraft soweit an, bis das Ergebnis glaubwürdig aussieht.

Das Endresultat sieht letztlich dann so aus

Damit wären wir am Ende dieses Tutorials angelangt, ich hoffe das war hilfreich und solltet ihr noch mehr über ClipStudioPaint lernen wollen so blende ich Euch nun weitere Videos ein.

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