Wenn ich Illustrationen mit einem Hintergrund erstelle, zeichne ich die Figur meistens erst, nachdem ich den Hintergrund festgelegt habe.

Da der erste Eindruck von einer Illustration oft vom Farbschema abhängt, ist mir die Ausgewogenheit der Farben im Gesamtbild sehr wichtig.

 

Ich persönlich finde es einfacher, das Farbschema zu bestimmen, wenn der Hintergrund schon feststeht. Deshalb überlege ich mir zuerst einen Hintergrund und entwerfe danach passend dazu die Figur.

 

[1] Entwurf des Hintergrunds

Ich erstelle eine A4/350 dpi Leinwand und zeichne eine grobe Skizze mit dem [Bleistift] Tool > [Dunkler Bleistift].

 

Dann füge ich auf einer neuen Ebene grob die Farben hinzu. Für den Entwurf verwende ich noch keine Füllebenen mit Masken, sondern male direkt mit den Farben.

 

Ich erstelle oben eine weitere Ebene und füge mit dem [Airbrush] Tool > [Sanft] grob Effekte hinzu, wie z. B. Licht und Raumtiefe.

 

Ich habe mich für diesen Hintergrund entschieden, weil es mir gefällt, wie das Sonnenlicht durch die Bäume fällt, und weil ich diesmal dunklere Farben benutzen wollte.

 

Viele meiner Hintergründe wurden von Orten inspiriert, die ich tatsächlich besucht habe.

Ich mag es, im Urlaub oder auf Spaziergängen Fotos zu machen, und benutze diese Fotos oft als Anhaltspunkt für meine Hintergründe. Naturlandschaften wie Berge und Wasser sowie historische japanische Gebäude gefallen mir besonders.

 

[2] Entwurf der Figur

Ich habe beschlossen, einen ruhig und gelassen wirkenden Mann zu zeichnen, der gut zu der geheimnisvollen Atmosphäre des friedlichen Waldhintergrundes mit dem heiligen Baum passt.

Ich verwende im Entwurf verschiedene Farben, um die Hauptelemente wie Körper, Haare und Kleidung voneinander abzugrenzen.

Hinweis: Wenn ich nur eine Farbe benutze, werden die Linien in der Entwurfsphase ganz durcheinander.

 

Als Nächstes füge ich die groben Farben hinzu.

 

Den Hintergrund habe ich in Blau- und Grüntönen gehalten, daher verwende ich auch für die Figur kühlere Farben. Später werde ich auch noch ein paar komplementäre Farben hinzufügen.

Weil der Mann sich in einem schattigen Wald befindet, benutze ich insgesamt viele dunkle Farben.

 

Ich mag Hintergründe mit tiefen, schwer wirkenden Farbtönen, deshalb sind meine Hintergründe oft eher dunkel.

 

＜Zu meinem Figur-Design＞

Ich möchte, dass diese Figur mystisch und übernatürlich wirkt, passend zum Götterseil („Shimenawa“) um den Baum im Hintergrund. Um diese Wirkung zu erzeugen, verwende ich übernatürlich wirkende Haar- und Augenfarben sowie eine ungewöhnliche Haarlänge. Ich vermeide aber leuchtende und funkelnde „Fantasy“-Effekte, weil ich eine Szene erschaffen möchte, in der die Figur ruhig im Hintergrund steht und mit der Umgebung eins wird.

 

Weil ich es mag, im Wind wehende Kleidung zu zeichnen, trägt meine Figur eine wallende Kimono-Überjacke („Haori“). Mit der Kleidung und dem wehenden Haar kreiere ich eine etwas dramatische Atmosphäre. Ich halte das Bild zwar hauptsächlich in Blautönen, aber einige Details male ich mit roten oder orangefarbenen Komplementärfarben, damit es nicht zu monoton wirkt. (Ich verwende eine niedrige Sättigung, damit diese nicht zu sehr herausstechen.)

 

Ich zeichne fast nie Figuren mit Brille, aber diesmal schon. Zu 70% tue ich das aus einer Laune heraus und zu 30%, um mit diesem Detail zur ruhigen, erwachsenen Ausstrahlung der Figur beizutragen. Aus dem Grund male ich auch einen Fächer und ein Hemd.

 

Beim Entwerfen von Figuren lege ich meinen Fokus im Allgemeinen auf die Emotionen, die Silhouette und das Farbschema der Figur.

 

Wenn ich Illustrationen zum Spaß male, lasse ich mich aber auch oft von der Hintergrundlandschaft inspirieren. Ich priorisiere bei der Figur dann Designs und Farben, die gut zum Hintergrund passen, damit das Bild als ein Ganzes harmoniert.

Das bedeutet, ich setze den Schwerpunkt, statt auf die Persönlichkeit der Figur, auf die Gesamtharmonie des Bilds als Kombination aus Figur und Hintergrund.

Da ich für diese Illustration keine Richtlinien hatte, habe ich diese Figur mit Fokus auf die „Gesamtharmonie“ entworfen.

 

Die Geschichte und Persönlichkeit der Figur überlasse ich diesmal der Vorstellungskraft des Betrachters.

 

[3] Weitere Details

Ich füge ganz vorne noch ein paar Blätter hinzu, damit der Raum tiefer wirkt.

 

Meine Ebenenanordnung sieht jetzt folgendermaßen aus.

In der Entwurfsphase sind meine Ebenen noch unsortiert.

Ich achte erst bei der Linienzeichnung und Kolorierung darauf, die Ebenen gut zu organisieren, um mir die Arbeit in diesen Phasen zu erleichtern.

 

Im nächsten Teil werde ich mein Vorgehen bei der Linienzeichnung erklären.